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Menschliche und Künstliche Intelligenz

10/26/2023

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Verschiedene Technologie-Unternehmen streben an, eine so genannte «Artificial General Intelligence» zu erschaffen. Würde das gelingen, dann wäre der Moment der «Singularität» erreicht.

Mit Singularität wird ein hypothetischer Zeitpunkt in der Zukunft beschrieben, an dem Künstliche Intelligenz die menschliche Intelligenz übertrifft. In einzelnen Bereichen ist das längst der Fall. Aber wie weit sind wir von dem Zeitpunkt entfernt, dass eine Maschine sämtliche Formen menschlicher Intelligenz überholen könnte?

Um sich dieser Frage anzunähern, lohnt sich ein genauerer Blick darauf, was denn menschliche Intelligenz ausmacht. Das nützlichste Modell stammt von Howard Gardner aus seiner Theorie multipler Intelligenzen. Dort wird sichtbar, dass sich menschliche Intelligenz in zahlreiche Dimensionen aufteilen lässt.
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Künstliche Intelligenz kann Menschen im Bereich der logisch-mathematischen Intelligenz leicht überflügeln. Auch im Bereich der linguistischen und der musikalischen Intelligenz hat Künstliche Intelligenz massive Fortschritte gemacht, wenn man an Tools wie ChatGPT und Software zur Erzeugung von Musik denkt. Und doch deckt auch das sprachlich hochbegabte ChatGPT nur einen beschränkten Anteil linguistischer Intelligenz ab. ChatGPT kann zwar viele Sprachen mehr als fliessend und mag einigen Native Speakern grammatikalisch und orthografisch deutlich überlegen sein. ChatGPT kann erstaunlich gute Gedichte, Liebesbriefe und Gebrauchsanweisungen in Sekundenschnelle texten. Von der Bedeutung von Begriffen sowie kulturellen Aspekten, die mit menschlicher Sprache untrennbar verwoben sind, hat ChatGPT jedoch herzlich wenig Ahnung. Das Sprachmodell berechnet auf der Basis eines riesigen Datenbergs, was das nächste wahrscheinliche Wort ist.

Ähnlich verhält es sich bei der musikalischen Intelligenz: Verschiedene Tools können Musik im Stil von Bach, Mozart oder anderen Komponisten schreiben, weil sie mit entsprechenden Trainingsdaten ausgestattet wurden. Heisst es, dass diese KI-Tools wirklich kreativ sind oder dass sie vor allem gut darin sind, Collagen aus bestehenden Daten zu erstellen? Kritische Stimmen nennen Sprachmodelle wie GPT «stochastische Papageien». Das bedeutet, dass diese Tools auf Basis von Wahrscheinlichkeitsberechnungen gut nachplappern können, was andere bereits geschrieben haben. Auch das ist gewissermassen intelligent, aber vielleicht nicht ganz so intelligent wie ein Mensch, der eigens formulierte Sätze mit Bedeutung anreichern und mitfühlend auf einen anderen Menschen eingehen kann.

Gerade soziale (inter-personal intelligence) und emotional-reflexive (intra-personal intelligence) bleiben Maschinen verborgen. Das gilt auch für die existenzielle Intelligenz im Kontext grosser Sinnfragen des Lebens. Insofern bleibe ich mehr als skeptisch, dass der Moment der Singularität direkt vor der Tür steht und dass Maschinen Menschen (in allen Dimensionen menschlicher Intelligenz) überhaupt jemals überholen werden.
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    Sarah Genner, PhD, is a digital expert, keynote speaker, and board member. She is the owner of GENNER.CC, based in Zurich, Switzerland, and the Cocos Islands.
Kontakt: [email protected]

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