Was bedeutet «New Work» konkret? Die laufend zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und die Pandemie obendrauf: All dies führt zu einem regelrechten Hype von «New Work». Viele arbeiten mobiler und flexibler denn je, von zuhause aus, nomadisch, jedenfalls alles andere als täglich von 9 bis 5 an ihrem fixen Platz im Büro. All dies wäre nicht möglich ohne schnelles, erschwingliches und mobiles Internet und leistungsfähige, tragbare Geräte. Doch ist das schon New Work? Vor einigen Jahren war häufiger die Rede von Future of Work, Zukunft der Arbeit und Arbeitswelt 4.0: Arbeit im digitalen Wandel. Aus der dominierenden IT-Branche heraus verbreiteten sich Trends: beispielsweise im Projektmanagement (Scrum) und für Organisationsformen (Holacracy). New Work als Megatrend New Work taucht beim renommierten Zukunftsinstitut als einer der 12 Megatrends auf und überschneidet sich auf interessante Weise mit anderen Megatrends wie Konnektivität, Mobilität, Wissenskultur und Silver Society (Megatrend-Map). Als zentrale Aspekte von New Work führt das Zukunftsinstitut zum Beispiel auf: Remote Work, Work-Life-Blending, Lifelong Learning, Coworking, Sinnökonomie, Startup Culture und Digital Literacy. In der Pandemie zeigte sich, dass das Thema «Arbeitsorganisation / New Work» für Personalverantwortliche zur Priorität Nummer 1 wurde (Studie People & Organization 2020). Die Pandemie und der Fachkräftemangel haben für viele Mitarbeitende auch die Sinnfrage wieder mehr an die Oberfläche gebracht. Wenn Firmen und Organisationen sich um Mitarbeitende bemühen müssen, können sich einige die Frage stellen: Passt das noch für mich? Damit wurde auch die Haltung von Frithjof Bergmann, dem Begründer der New-Work-Bewegung wieder aktueller. Für Bergmann standen Werte wie Autonomie, Freiheit, Partizipation, Kreativität und persönliche Entfaltung im Vordergrund. Hauptziel: attraktives Arbeitsumfeld Die Auseinandersetzung mit New Work ist ein Privileg. Viele Menschen, in der Schweiz und anderswo ohnehin, haben schlicht nicht die Möglichkeit, sich in Bezug auf Arbeit Sinnfragen zu stellen oder haben sehr wenig Gestaltungsmöglichkeiten. Daher steht für mich folgende Frage im Zentrum der Auseinandersetzung mit New Work: Wie können wir für möglichst viele die Arbeitsbedingungen verbessern und ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen? Das ist aus meiner Sicht das wichtigste Ziel aller Bemühungen rund um New Work. Viele New-Work-Projekte sprechen Budgets für die technologische Aufrüstung eines Digital Workplace oder für ansprechende Büro-Einrichtungen. Eine gute IT-Infrastruktur ist wichtig und ein gemütliches Büro kann motivierend wirken. Am Ende des Tages zählt jedoch vor allem auch eine wertschätzende Führung und eine konstruktive Arbeitsatmosphäre. Denn kein digitales Tool und kein fancy Büro schlägt ein Team, das motiviert und zuverlässig am gleichen Strick zieht. Ein zentraler Faktor für Arbeitszufriedenheit bleibt für viele Mitarbeitende die Beziehung zu den direkten Vorgesetzten. Daher sind Leadership- und Kultur-Themen aus meiner Sicht eng verknüpft mit New Work. Möglichst viel Selbstorganisation wird dabei oft gefordert. In stark wissens- oder beratungsgetriebenen Branchen und Organisationen ist ein hoher Grad an Selbstorganisation tatsächlich motivierend. Dennoch ist diese bei weitem nicht in allen Kontexten und Branchen gewünscht und sinnvoll. Gerade bei sog. High Reliability Organizations (HRO) wie Krankenhäuser, Fluggesellschaften oder im Sicherheitsbereich ist Selbstorganisation wenig praktikabel, aber auch dort kann eine wertschätzende und partizipative Führungskultur ein attraktives Arbeitsumfeld ermöglichen. Eine Organisationsform muss vor allem auch zur Belegschaft und der Tätigkeit passen. New Work konkret Was bedeutet New Work nun konkret? Dazu gibt es etwa so viele Meinungen wie Köpfe. Persönlich vertrete ich eine relativ pragmatische Haltung und habe acht Ziele festgehalten, an welchen man in Organisationen im Rahmen von New-Work-Projekten ganz konkret arbeiten kann: Bei aller Lust auf das Neue: Viele Grundsätze von guter Arbeit und Zusammenarbeit haben sich nicht bahnbrechend gewandelt. Das zeigt beispielsweise die Auflistung des Künstler-Duos Fischli/Weiss «How To Work Better», die sie (inspiriert von einer thailändischen Liste) vor mehr als 30 Jahren an einer Zürcher Hauswand angebracht haben. Inzwischen hat sich die Liste zu einem Meme entwickelt: Sarah Genner ist Digitalexpertin, Speakerin und Beraterin. Sie ist spezialisiert auf die gesellschaftlichen und psychologischen Auswirkungen digitaler Technologien. Zudem ist sie Studiengangsleiterin des CAS New Work am Institute for Digital Business an der HWZ – Hochschule für Wirtschaft Zürich.
0 Comments
Leave a Reply. |
Sarah Genner, PhD, is a digital expert, keynote speaker, and board member. She is the owner of GENNER.CC, based in Zurich, Switzerland, and the Cocos Islands.
|