Wofür fliesst dein Herzblut? In der Alltagshektik und inmitten unserer Pflichten kann man schnell vergessen, was unsere wahren Leidenschaften sind. Seit vielen Jahren begeistert mich die japanische Lebensphilosophie «Ikigai». Ikigai beschreibt die Schnittstelle von vier wichtigen Aspekten des Lebens:
Ikigai repräsentiert die ideale Schnittmenge dieser vier Elemente. Gemäss dem japanischen Konzept fühlen Menschen, die ihr Ikigai gefunden haben, eine tiefe Zufriedenheit und Erfüllung in dem, was sie tun. Ikigai betont die Wichtigkeit, eine Balance zwischen Freude, Beruf und Berufung zu finden, um ein erfülltes Berufsleben zu führen. Selbstverständlich wäre es vermessen zu glauben, dass alle ihr Ikigai finden und leben können. Es ist ein Privileg, sich im Berufskontext überhaupt Sinnfragen stellen zu können. Viele arbeiten, um zu überleben und ihre Miete und Lebenskosten zu decken. In einer postmateriellen Gesellschaft wie in der Schweiz rücken Fragen rund um Beruf und Berufung in den Vordergrund. Wir verbringen viel Zeit mit Arbeit und viele wünschen sich, ihre Leidenschaft und Motivation beruflich einbringen zu können.
Gerade auch im Kontext von New Work kann die Auseinandersetzung mit dem persönlichen Ikigai sinnvoll sein. Beim Entwickeln eines gemeinsamen Firmen-Purpose kann Ikigai als hilfreiche Methode dienen, die deutlich macht, an welcher Stelle persönliche Visionen und Missionen auch auf den Purpose der Organisation einzahlen und wie ein Team noch besser an einem Strick ziehen kann.
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Herzlich willkommen bei ▪️ DIETHELM & GENNER ▪️ dem neuen Podcast zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf Wirtschaft und Gesellschaft. 📱🧑💻👂🎧
Cornelia Diethelm und mich verbindet vieles, in erster Linie eine Faszination für digitale Technologien und deren sinnvollen Einsatz. Darüber werden wir regelmässig sprechen, jedenfalls so lange es uns Spass macht und uns einige zuhören. 😊 Hier findet ihr bereits den Trailer. Und hier gibt es alle Episoden im Überblick. Überall, wo es Podcasts gibt, könnt ihr uns abonnieren. 👂 Der Hype um ChatGPT und weitere generative künstliche Intelligenz (wie Dall-e, Midjourney, Stable Diffusion, Bard) war in den letzten Monaten enorm.
Persönlich habe ich grosse Freude am Testen dieser Tools und bin begeistert von der Eloquenz des Textroboters ChatGPT, auch wenn er es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Gleichzeitig werden die Potenziale und Risiken von vielen derzeit auch überschätzt. Insbesondere die beliebte Prognose, dass dadurch viele Jobs verloren gingen, halte ich für masslos überzogen. Als Inspirationstool und eine Art sprachlichen Taschenrechner halte ich ChatGPT für sehr nützlich. Ich freue mich, dass ich bei mehreren Organisationen Weiterbildungen zum Thema Künstliche Intelligenz durchführen kann. Dabei hoffe ich, Ängste abzubauen und gleichzeitig zu motivieren , Künstliche Intelligenz als Chance zu begreifen und spielerisch damit zu experimentieren. Es sieht nach einer idyllischen New-Work-Szene vor einem Auftrag am frühen Abend in Glarus aus:
Arbeiten am Klöntalersee in der Wiese mit unfassbar schöner Aussicht. Kein Problem mit Laptop, Daten-Flatrate und gutem 5G-Empfang. In der Realität plagten mich Insekten und bald darauf kam ein Sturm und ich musste im Restaurant Unterschlupf suchen bis mich das Postauto in die Kantonshauptstadt zu meinen Auftraggebern brachte. Trau keinem Bild, das du nicht selbst geschönt inszeniert hast! 2022 war für mich beruflich ein erfüllendes Jahr. Dafür bin ich umso dankbarer, weil die Weltlage mit einem zusätzlichen schlimmen Krieg und der noch immer nicht ganz ausgestandenen Pandemie alles andere als erfreulich ist. Meine Selbstständigkeit und die Digitalisierung ermöglichen mir, den Traum vom mobilen Arbeiten zu leben. Obwohl ich die meiste Zeit in Zürich und der Schweiz war, unterwegs bei Kundinnen und Kunden oder an Hochschulen und Universitäten für Lehraufträge, habe ich auch mehrfach ein paar Tage vom Ausland aus gearbeitet. Das macht Freude und birgt natürlich das Risiko, das ich auch in meinem Buch ON/OFF untersucht hatte: dass die Erholung angesichts ständiger digitaler Erreichbarkeit zu kurz kommt. Daher arbeite ich bewusst vier Wochen pro Jahr gar nicht – ob unterwegs oder nicht. Ich freue mich über die Vielfalt an Tätigkeiten, die mir meine Selbstständigkeit ermöglicht: Sie reichte wieder von Lehre, Weiterbildung, Referate, Beratung, Führung, Schreiben bis hin zum Coaching. Das verbindende Element aller meiner Tätigkeiten sind und bleiben die Auswirkungen digitaler Technologien auf Mensch, Gesellschaft und Arbeitswelt. Am allermeisten gefreut hat mich, dass mein neuer Lehrgang CAS New Work an der Hochschule für Wirtschaft Zürich zustande gekommen ist und erfolgreich läuft. Im September 2023 starten wir bereits in die zweite Runde des Lehrgangs! Was vermutlich langfristig am sichtbarsten bleiben wird von diesem Jahr ist mein TEDx-Talk, der erst in den letzten Tagen online geschaltet wurde. Der 12-minütige Talk dreht sich um das Thema "The Digital Good Life" und fragt nach dem guten Leben im Zeitalter digitaler Technologien und künstlicher Intelligenz. Vielen Dank allen Kund:innen, allen Projekt- und Kooperationspartner:innen und allen inspirierenden Menschen, die mir 2022 begegnet sind!
Beste Wünsche und HAPPY NEW YEAR! Was bedeutet «New Work» konkret? Die laufend zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt und die Pandemie obendrauf: All dies führt zu einem regelrechten Hype von «New Work». Viele arbeiten mobiler und flexibler denn je, von zuhause aus, nomadisch, jedenfalls alles andere als täglich von 9 bis 5 an ihrem fixen Platz im Büro. All dies wäre nicht möglich ohne schnelles, erschwingliches und mobiles Internet und leistungsfähige, tragbare Geräte. Doch ist das schon New Work? Vor einigen Jahren war häufiger die Rede von Future of Work, Zukunft der Arbeit und Arbeitswelt 4.0: Arbeit im digitalen Wandel. Aus der dominierenden IT-Branche heraus verbreiteten sich Trends: beispielsweise im Projektmanagement (Scrum) und für Organisationsformen (Holacracy). New Work als Megatrend New Work taucht beim renommierten Zukunftsinstitut als einer der 12 Megatrends auf und überschneidet sich auf interessante Weise mit anderen Megatrends wie Konnektivität, Mobilität, Wissenskultur und Silver Society (Megatrend-Map). Als zentrale Aspekte von New Work führt das Zukunftsinstitut zum Beispiel auf: Remote Work, Work-Life-Blending, Lifelong Learning, Coworking, Sinnökonomie, Startup Culture und Digital Literacy. In der Pandemie zeigte sich, dass das Thema «Arbeitsorganisation / New Work» für Personalverantwortliche zur Priorität Nummer 1 wurde (Studie People & Organization 2020). Die Pandemie und der Fachkräftemangel haben für viele Mitarbeitende auch die Sinnfrage wieder mehr an die Oberfläche gebracht. Wenn Firmen und Organisationen sich um Mitarbeitende bemühen müssen, können sich einige die Frage stellen: Passt das noch für mich? Damit wurde auch die Haltung von Frithjof Bergmann, dem Begründer der New-Work-Bewegung wieder aktueller. Für Bergmann standen Werte wie Autonomie, Freiheit, Partizipation, Kreativität und persönliche Entfaltung im Vordergrund. Hauptziel: attraktives Arbeitsumfeld Die Auseinandersetzung mit New Work ist ein Privileg. Viele Menschen, in der Schweiz und anderswo ohnehin, haben schlicht nicht die Möglichkeit, sich in Bezug auf Arbeit Sinnfragen zu stellen oder haben sehr wenig Gestaltungsmöglichkeiten. Daher steht für mich folgende Frage im Zentrum der Auseinandersetzung mit New Work: Wie können wir für möglichst viele die Arbeitsbedingungen verbessern und ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen? Das ist aus meiner Sicht das wichtigste Ziel aller Bemühungen rund um New Work. Viele New-Work-Projekte sprechen Budgets für die technologische Aufrüstung eines Digital Workplace oder für ansprechende Büro-Einrichtungen. Eine gute IT-Infrastruktur ist wichtig und ein gemütliches Büro kann motivierend wirken. Am Ende des Tages zählt jedoch vor allem auch eine wertschätzende Führung und eine konstruktive Arbeitsatmosphäre. Denn kein digitales Tool und kein fancy Büro schlägt ein Team, das motiviert und zuverlässig am gleichen Strick zieht. Ein zentraler Faktor für Arbeitszufriedenheit bleibt für viele Mitarbeitende die Beziehung zu den direkten Vorgesetzten. Daher sind Leadership- und Kultur-Themen aus meiner Sicht eng verknüpft mit New Work. Möglichst viel Selbstorganisation wird dabei oft gefordert. In stark wissens- oder beratungsgetriebenen Branchen und Organisationen ist ein hoher Grad an Selbstorganisation tatsächlich motivierend. Dennoch ist diese bei weitem nicht in allen Kontexten und Branchen gewünscht und sinnvoll. Gerade bei sog. High Reliability Organizations (HRO) wie Krankenhäuser, Fluggesellschaften oder im Sicherheitsbereich ist Selbstorganisation wenig praktikabel, aber auch dort kann eine wertschätzende und partizipative Führungskultur ein attraktives Arbeitsumfeld ermöglichen. Eine Organisationsform muss vor allem auch zur Belegschaft und der Tätigkeit passen. New Work konkret Was bedeutet New Work nun konkret? Dazu gibt es etwa so viele Meinungen wie Köpfe. Persönlich vertrete ich eine relativ pragmatische Haltung und habe acht Ziele festgehalten, an welchen man in Organisationen im Rahmen von New-Work-Projekten ganz konkret arbeiten kann: Bei aller Lust auf das Neue: Viele Grundsätze von guter Arbeit und Zusammenarbeit haben sich nicht bahnbrechend gewandelt. Das zeigt beispielsweise die Auflistung des Künstler-Duos Fischli/Weiss «How To Work Better», die sie (inspiriert von einer thailändischen Liste) vor mehr als 30 Jahren an einer Zürcher Hauswand angebracht haben. Inzwischen hat sich die Liste zu einem Meme entwickelt: Sarah Genner ist Digitalexpertin, Speakerin und Beraterin. Sie ist spezialisiert auf die gesellschaftlichen und psychologischen Auswirkungen digitaler Technologien. Zudem ist sie Studiengangsleiterin des CAS New Work am Institute for Digital Business an der HWZ – Hochschule für Wirtschaft Zürich.
Das zweite verrückte Pandemiejahr geht zu Ende. Aber mein erstes als vollständig Selbständige. Es gab wie 2020 einige Verschiebungen und Absagen bei Keynote-Terminen und viele meiner Studierenden und Kursteilnehmenden habe ich dieses Jahr nur online kennengelernt. Dafür war ich dank Zoom virtuell regelmässig in Basel und St. Gallen und je einmal in Österreich und den USA.
Die Sommerferienzeit neigt sich dem Ende zu. Waren Sie offline? Haben Sie Digital Detox gemacht? Ich habe während meiner Ferien keine Mails beantwortet und nicht gearbeitet. Aber ich war natürlich nicht offline. Ich werde seit Jahren zu Digital Detox interviewt, weil ich ein Buch zum mobilen Internet geschrieben habe. Zwar setze ich mich für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien ein, aber Digital Detox ist für mich in erster Linie ein Marketing-Begriff für kommerzielle Angebote. Seit zehn Jahren besteht eine Firma in den USA mit dem Namen Digital Detox, die Offline-Camps für Mitarbeitende von Silicon-Valley-Unternehmen wie Google und Facebook anbietet. Das Smartphone hat uns in der westlichen Welt zum Homo Digitalis gemacht, einem Menschen, der hypervernetzt ist und ständig und überall auf Information und Kommunikation zugreifen kann. Viele beklagen sich über Informationsüberlastung, in Extremfällen über Onlinesucht und Burnout. Das sind tatsächlich Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung und für das betriebliche Gesundheitsmanagement. Dennoch bin ich überzeugt: Wir brauchen keine Digitalpausen, sondern konsequente Arbeitspausen. Es gilt daher, unsere «Multifunktionsgeräte» so einzurichten, dass wir in unserer Freizeit und vor allem auch in den Ferien echte Arbeitspausen haben. Ich habe keine Push-Benachrichtigungen von E-Mails. Während meiner Ferien aktiviere ich meine Autoreplys und halte mich konsequent daran: Ich lese und beantworte keine beruflichen E-Mails. Ich nutze das Smartphone aber weiterhin, um mit meinen Freundinnen und Freunden zu kommunizieren, Fotos zu machen und Restaurants zu finden. Dies und mehr sagte ich kürzlich ein einem Interview im HWZ Yearbook und auch vor einiger Zeit der NZZ am Sonntag und der Schweizer Illustrierten. Besser gefallen mir die Begriffe Digital Balance und Digital Wellbeing. Sie drücken aus, dass wir nach einem Gleichgewicht oder Wohlbefinden in einer zunehmend digitalen Welt streben. Das bedeutet jedoch nicht unbedingt, offline zu sein. Für eine Schweizer IT-Firma habe ich neulich ein Video aufgenommen, in dem ich 12 Tipps für Digital Balance vermittle (in Schweizerdeutsch). Ich wünsche Ihnen einen schönen restlichen Sommer! 🌴 Zahllose Firmen und Organisationen haben in den letzten Jahren ein Projekt mit dem klingenden Titel «digitale Transformation» lanciert. Nicht immer ist klar, was das primäre Ziel davon ist: Etwas mit digitaler Innovation und Zukunft? Den Anschluss nicht verpassen? Junge Zielgruppen ansprechen? Technisch aufrüsten mit neuen Geräten und agiler Cloud-Collaboration? Ein Upgrade der digitalen Kompetenzen für die Mitarbeitenden? Eine neue Digitalstrategie entwickeln? Endlich eine eigene App haben? Etwas mit Blockchain, Künstlicher Intelligenz und Big Data? Die Vorstellungen und hochtrabenden Hoffnungen gehen jeweils weit auseinander. Wenn ich in ein solches Projekt involviert werde, ist mir zu Beginn vor allem etwas wichtig: Es geht nicht um digitale Strategie, sondern um Strategie im digitalen Zeitalter. Die Hoffnung ist verbreitet, man könne eine gute Digitalstrategie für das eigene Unternehmen mehrheitlich copypasten. Das funktioniert in den seltensten Fällen, denn jede Branche, jede Organisation, jede Firma tickt anders und verfolgt unterschiedliche Ziele und Zielgruppen. Insofern ist das jeweils ein enttäuschender Moment: Es gibt die magische Zauberformel für digitale Transformation nicht. Und: Digitale Transformation sollte kein strategisches Ziel an sich sein. Man muss an den eigenen Zielen, an der eigenen strategischen Ausrichtung arbeiten, um dann erst zu erkennen, an welcher Stelle ein digitales Upgrade sinnvoll ist oder wo digitale Technologien eine hilfreiche Unterstützung für die eigenen Ziele ist. Oft geht es dabei auch darum, sich zu besinnen, was die eigenen Stärken und Kernkompetenzen sind und wie man gerade diese im digitalen Wandel nutzen kann. Genau das macht es für mich so interessant: Die Organisation oder die Firma besser kennenlernen, zu verstehen, was sie brauchen und wo sie hinwollen. Wie ihre Mitarbeitenden, ihre Kundschaft und Stakeholders ticken. Und erst dann den Blick auf Digitalthemen zu lenken. 2020 – ein historisches Jahr wegen einer globalen Krise. Für mich das Jahr, in dem ich mich persönlich für einen grossen Schritt entschieden habe: Ab dem 1.1.2021 segle ich beruflich vollständig unter der Flagge GENNER.CC. Nach gut 10 Jahren Teilzeitanstellungen an der Zürcher Fachhochschule als Wissenschaftlerin und Dozentin (davor und nebenbei als Projektleiterin, Kommunikationsberaterin, Journalistin, Lehrerin und Doktorandin), ist die Zeit für mich reif, das berufliche Steuer vollständig in die eigene Hand zu nehmen.
Im Jahr einer globalen Pandemie diesen Schritt zu wagen, ist eine riskante Entscheidung. Sie bedeutet, ausgerechnet in einer Krisenzeit die Sicherheit aufzugeben, die eine Anstellung mit sich bringt: einen monatlich garantierten Lohn, bezahlte Ferien, Pensionskasse, Unfall- und Taggeldversicherung, AHV-Beiträge. Seit ich mich im Sommer 2018 zur Hälfte selbständig gemacht hatte, hat es mir grosse Freude bereitet, Projekte und Lehraufträge so aufzubereiten, wie ich es angesichts der Zielgruppe für richtig hielt. Ich hatte seither mehr Möglichkeiten inhaltlich zu arbeiten, weniger interne Abstimmung und Meetings mit Vorgesetzten, anderen Abteilungen, Marketing und Kommunikation. Ich hatte mehr Anfragen für Aufträge als Zeit. Nach gut zwei Jahren habe ich nun genügend Mut beisammen, um das Angestelltendasein ganz hinter mir zu lassen. 2020 hat zahlreiche Stärken und Schwächen digitaler Technologien gut fassbar aufgezeigt. Ohne digitale Technologien wäre die nationale Home-Office-Strategie unmöglich gewesen, der Hochschul-Betrieb wäre stillgestanden und noch mehr Betriebe hätten ohne Online-Handel ganz schliessen müssen. Wie gut hätten wir Kontakt halten können mit unseren Freundinnen und Freunden, Verwandten und Bekannten? Und gleichzeitig konnte Technologie die gravierenden gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-Krise keineswegs ausgleichen. Die SwissCovid-App wurde technologisch vorbildlich umgesetzt, hat aber gesamtgesellschaftlich kaum zur Bewältigung der Krise beigetragen. Analoge Tools wie Masken und Seife haben sich klar durchgesetzt. Und auch Digital-Enthusiastinnen und -Enthusiasten müssen zugeben: Videocalls ersetzen persönliche Treffen nicht wirklich. Persönlich blicke ich auf ein strenges, aber keineswegs schlechtes Jahr zurück: 🔐🗝️ Privat, geheim und digital verschlüsselt Bis Ende Februar lief im Stadthaus Zürich noch die Ausstellung «Privatsphäre», die ich gemeinsam mit Christian Ritter im Rahmen von Stadt Zürich Kultur und des Collegium Helveticum («Digital Societies») kuratiert hatte. An der Shift-Konferenz des Centre for Digital Responsibility sprach ich im Februar über die Ausstellung und das «Privacy Paradox» (siehe Video). Viele Länder kauften in der Schweiz Verschlüsselungsgeräte, um Staatsgeheimnisse ganz sicher zu übermitteln – und wurden über Jahrzehnte abgehört. Ohne Corona wäre die Crypto-Affäre zum Thema des Jahres geworden. Im Juli durfte ich mit zwei Grössen des Schweizer Journalismus, Res Strehle und Fiona Endres, über die SRG Bildungskommission einen Kurs zu Investigativjournalismus am Beispiel der Crypto-Enthüllungen anbieten. ✍️💻 Schreiben über Digitales Die 12-teilige Porträt-Serie Swiss Digital Pioneers für SWI swissinfo.ch schloss ich im Frühjahr ab. Meine Rezension des Buches «Schöne digitale Welt» erschien in der NZZ am Sonntag. 🧑🎓🧑💻 Bildung und Lehre zu Digitalthemen Mitte März kam der historische Einschnitt: Die Hochschulen mussten sofort schliessen und den Unterricht digitalisieren. Es begann das Seilziehen zwischen Zoom, Teams, BigBlueButton, Jitsi und Co. Meine zweistündigen Vorlesungen an der Universität St. Gallen liessen sich vergleichsweise leicht per Videokonferenz durchführen (besonders als dann Zoom doch noch erlaubt wurde). Besonders schwierig war es jedoch, ganze Kurstage zu digitalisieren – selbst im thematisch passenden PHZH-Pionier-Lehrgang CAS Digital Leadership in Education, den ich aufgebaut und co-geleitet habe. Die Kurstage vor Ort waren bereits so konzipiert, dass es sich für Schulleiterinnen und Lehrer lohnen würde, den Weg unter die Beine zu nehmen. Exkursionen und interaktive Workshops online durchzuführen, ist nicht trivial, aber die Teilnehmenden haben das glücklicherweise verstanden und grossartig mitgemacht. An der HWZ am Institute for Digital Business wurde der Krise gewohnt locker und professionell begegnet: von Anfang an wurde auf Zoom gesetzt und meine jeweiligen Kurs-Halbtage zu Privacy, zu Digital Skills und zu Cyberpsychology liefen daher erstaunlich angenehm. Schweren Herzens mussten wir die Studienreise in die USA absagen, deren Boston-Tage ich geleitet hätte. Ein Highlight war die Zusammenarbeit mit dem Departement Gesundheit der ZHAW, für deren Studierende ich das E-Learning-Modul «Medienpsychologie und digitale Kommunikation» entwickelte. Obwohl noch 2019 verfasst, passte es, dass mein Buchkapitel «10 Thesen zu Bildung und Digitalisierung» ausgerechnet im Corona-Jahr 2020 veröffentlicht wurde. An der Universität Basel durfte ich im November Digital Teaching ohne Home-Office erleben: Es ist ein gespenstisches Gefühl, alleine im einem riesigen Hörsaal zu stehen, in die eine Kamera mit Studierenden live zu kommunizieren und von einer anderen Kamera ganz oben im Hörsaal für ein Video gefilmt zu werden (zum Video). 🧑💼📱 Digital Business und Engagement Grosse Freude bereitete mir als Verwaltungsrätin, dass die Digitalagentur Feinheit AG so gut aufgestellt ist, dass sie das Krisenjahr mit Bravour gemeistert hat. Dass es nicht allen Branchen und Organisationen so gut lief und was die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt im Corona-Jahr mit sich brachte, zeigt der Connecta-Dokumentarfilm, an dem ich mitwirken durfte. Ehrenamtlich engagiere ich mich für den Verein AlgorithmWatch Schweiz, den wir im Sommer zu dritt gegründet haben. What‘s next? Mein Herzblutthema, digitale Technologien nützlich zu machen und gleichzeitig Risiken zu minimieren, hat Hochkonjunktur. Es bleibt mir dabei ein wichtiges Anliegen, Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis zu schlagen. Ich freue mich sehr, auch 2021 mit verschiedenen Hochschulen und Universitäten zusammenzuarbeiten und als externe Dozentin eigene Vorlesungen, Seminare und Module zu digitalen Medien und Digitalisierung, Gesellschaft und Arbeitswelt zu unterrichten. 2021 geplant sind je ein Semesterkurs an den Universitäten Basel und St. Gallen (corona-bedingt online), verschiedene Module an der HWZ, an der PHZH, der ZHAW. Daneben führe ich meine Zusammenarbeit mit Speakers.ch fort und referiere für verschiedene Firmen und Organisationen über Digitalthemen. Dazu kommen neue Beratungsmandate im Bereich digitale Transformation für Firmen und Organisationen. 2021 kann losgehen – ab sofort ganz von meinem digitalen Zuhause auf den Kokosinseln GENNER.CC aus! 🌴🚀 |
Sarah Genner, PhD, is a digital expert, keynote speaker, and board member. She is the owner of GENNER.CC, based in Zurich, Switzerland, and the Cocos Islands.
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